Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung
Neuwerk, bis 1950 eigenständige Gemeinde im Kreis Blankenburg, Herzogtum Braunschweig (bis 1918)
Wenn heute auch stets von der “Alten Schule Neuwerk” die Rede ist, so sprechen wir doch eigentlich von der “Neuen Schule Neuwerk”. Denn die alte Schule steht gegenüber, wird heute vom Spielmannszug Neuwerk e.V. genutzt und war bis zur Einweihung der “Neuen Schule” 1905 als sogenannte “Betsaalschule” im Betrieb. Im Obergeschoß war der Betsaal mit Orgel, also eine Kirche ohne Kirchturm untergebracht, im Untergeschoß wurden die Schüler und Schülerinnen unterrichtet.
Der Schulneubau erfolgte nach mehrjährigen Verhandlungen zwischen dem Gemeinderat Neuwerk, der Herzoglich Braunschweigischen Kreisdirektion Blankenburg. Am 20. Mai 1905 wurde die Beauftragung des Maurermeisters Speer aus Blankenburg beschlossen zum Preis von 15.561 Mark. Hierzu mussten noch alte Häuser vom Platz geräumt werden , als Fertigstellungstermin wurde der 15. Oktober 1905 vereinbart (Bauzeit 4-5 Monate!!). Bereits am 10.9.1905 wurde die unten folgende Rede gehalten, vermutlich handelte es sich um das Richtfest.
Das Bild zeigt das Schulgrundstück v o r dem Schulbau, wurde ca. 1903 aufgenommen und wurde bei der Turmrenovierung im Jahre 2005 in der Turmspitze gefunden. Hier fand sich auch das Original der folgenden Einweihungsrede, handgeschrieben mit Tinte und Feder in der damals üblichen Sütterlin - Schrift.
Auszug aus der Rede zur Einweihung der “Neuen Schule Neuwerk” , geschehen zu Neuwerk im Bodethale am 10. September 1905:
“Der Bau einer neuen Schule ist immer ein Ereignis für einen kleinen Ort und oft noch mehr ein Wendepunkt in der Geschichte des selben. Das gilt auch von dem an der Bode so freundlich gelegenen Harzdorfe Neuwerk. Bis zum Jahre 1903 war der Ort in Bezug auf Schule und Schullasten von der Regierung in dankenswerter Weise unterhalten worden. Als nun in Folge Zunahme der Bevölkerung die alte Schule mit ihrer einen Schulklasse nicht mehr ausreichte – die Kinderzahl war auf 130 angewachsen – drängte sich die Notwendigkeit eines Schulneubaues mit Macht auf. In sich von 1903 bis 1905 hinziehenden Verhandlungen wurde zunächst die vom Staate solange freiwillig übernommene Baulast abgelöst, gegen freie Überlassung der alten Schule an die Gemeinde und eine Abfindungssumme von 20.000 Mark. Damit war ein Wendepunkt für die Gemeinde Neuwerk eingetreten. Sie war auf eigene Füße gestellt und ihr lag nun die Auflage ob selbstständig den Schulbedürfnissen Rechnung zu tragen. Es wurde dann der jetzige seiner Vollendung entgegenharrende Schulneubau beschlossen und die Kosten des selben mit Glockenturm zu 35Tausend Mark veranschlagt.”
Der Schulneubau war dringend notwendig, da die alte Dorfschule, in Neuwerk als Betsaalschule betrieben (unten Schule, oben Betsaal), für die vielen Kinder zu klein wurde und nicht mehr der wünschenswerten “Volksbildung” im Herzogtum Braunschweig entsprach. Das Anwachsen der Bevölkerung war Ausdruck des bescheidenen Wohlstandes im bis dahin eher ärmlichen Harzgebiet, ausgelöst durch den mit dem Bahnbau verbundenen anwachsen von Wirtschaft und Sommerfrischlern. Neuwerk hatte bereits um 1900 ein Hotel im Kreuztal, mehrere Gasthöfe in Neuwerk sowie zahlreiche Pensionen und Privatzimmer für Sommerfrischler (heute Touristen genannt).